Ich habe im Radio dieses kurze Gespräch mit Ole Nymoen, dem Autoren des Buches, gehört und fand ihn in seiner Klarheit recht erfrischend. Der Beitrag hier von BR24 ist noch kürzer und präziser.
Ich habe im Radio dieses kurze Gespräch mit Ole Nymoen, dem Autoren des Buches, gehört und fand ihn in seiner Klarheit recht erfrischend. Der Beitrag hier von BR24 ist noch kürzer und präziser.
Mit der Antwort von Marina Weisband im Artikel ist da eigentlich fast alles gesagt:
Was wäre denn die Folge, wenn die Mehrheitsbevölkerung in einem Land diese Haltung hätte? Man müsste eine feindliche Übernahme einfach akzeptieren. Dass es sich dabei wahrscheinlich für die meisten Menschen nicht zum besseren wendet und man an Freiheiten verliert, wird dabei nicht berücksichtigt.
Es ist ja im Grunde wie mit dem Toleranzparadoxon. Um Frieden zu erhalten, darf man aggressives/kriegerisches Verhalten nicht tolerieren.
Diese Haltung heißt nicht eine Akzeptanz von Imperialismus. Im Gegenteil ist sie auch anti-imperalistisch.
Zu sagen, man solle nicht für die Konzepte oder Ziele von Nationen und ihren herrschenden Klassen kämpfen, heißt nicht, dass man es gut heißt, wenn herrschende Klassen Kriege führen.
Bestes Beispiel ist doch der 1. Weltkrieg. Man hat gesehen zu was für einen Klassen- und Prinzipienverrat die Unterstützung von Kriegspolitik geführt hat. Marxisten haben wegen ihrer Neutralität zum Krieg deswegen aber nicht den Krieg gefeiert oder die teilweise oder komplette Besetzung von Ländern durch andere während des Krieges gut geheißen.
Es geht nicht um für heißen sondern um ermöglichen.
Das Dilemma ist halt die implizite Unterstützung für den aggressor durch Passivität.
Ich habe das auch keine Lösung, ist aber ein wichtiger Unterschied.
Da das Buch noch nicht auf gängigen Trackern verfügbar zu sein scheint, kann ich das zwar grad nicht nachlesen, aber zumindest von den Zitaten her klingt es eher so, als würde der Autor sich explizit gegen Waffengewalt aussprechen und nicht für absolute Neutralität oder Konfliktvermeidung eintreten. Gibt ja offensichtlich tausendundeins andere - und diskutabel bessere - Wege, Interessen durchzusetzen und Regierungen auszutauschen, als tausende junge Menschen mit dem Schießgewehr in die Gräben zu schicken.
Klar gibt es diese Wege. Aber das Problem an Krieg ist, dass man sich im Verteidigungsfall die Mittel nicht aussuchen kann. Die Ukraine hat doch zum Beispiel keine andere Wahl als sich mit Waffen zu wehren oder sich unter russische Autorität zu stellen, was für viele Leute dafür sorgen würde, dass es schlechter wird, was Freiheitsrechte und ähnliches angeht.
Bei der Aufrüstung in Europa geht es ja auch nicht darum Krieg führen zu wollen, sondern darum gewappnet zu sein, falls man Krieg führen muss, bzw. durch die Kapazität sich wehren zu können einen Krieg unwahrscheinlicher zu machen. Ich hätte auch keinen Bock in den Krieg zu ziehen und mag mir gar nicht vorstellen, was das für eine schwierige Entscheidung ist, sein Leben für sowas zu opfern. Aber vielleicht ist das immer noch eine bessere Lösung, als das Leute wie der Autor oder meine Wenigkeit für freie Meinungsäußerung im Gulag landen und da krepieren.
Die Antwort von Weisband mit den Privilegien trifft es.
Dem Autor Nymoen entgeht scheinbar das Wichtigste der Menschheit: Gemeinschaft. Gemeinsam ist man stärker als alleine.
Er plädiert ja dafür, dass es einem Einzelnen egal sein kann für wen er kämpft oder unter wessen Herrschaft er lebt.
Allerdings ist eine Gruppe Menschen weitaus wirkmächtiger und kann Interessen „kleiner Leute“ gegenüber „den Mächtigen“ durchsetzen. Siehe Revolten, Streiks und Demos.
Und es sollte Menschen eben nicht egal sein unter wessen Herrschaft sie leben und wen sie unterstützen. Die eigenen Bürgerrechte und Freiheiten müssen erkämpft und später verteidigt werden. Aus Philantrophie sind die nie vergeben worden.
Da musst du schon differenzieren. Gegen Streiks, Revolution und Demos spricht er sich nicht aus. Im Gegenteil. Ich bin fest davon überzeugt, dass er diese auch persönlich unterstützt bzw. unterstützen würde. Gegen diese Art des Kampfes stellt er sich nicht sondern gegen Krieg, also dem Kampf zwischen Staaten.
Seine Argumentationsgrundlage ist, dass die deutsche Politik, der deutsche Staat, die von dir beschworenen “Mächtigen” stärker fördert als die Arbeiter*innen. Folglich sieht es auch nicht ein, für eben diesen Staat in den Krieg zu ziehen.
Und Weisband wirft ihm vor, dass er sich dadurch für die Herrschaft eines Staates entscheidet, der sich noch weniger um die Arbeitys schert.