Originaltitel: Der erste AfD-Landrat Deutschlands: Robert Sesselmanns Ankunft in der Realität

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Das [wie es zur Schließung einer Klinik kam] könnte Sesselmann der Öffentlichkeit erklären. Doch er spricht nicht mit den Medien, selbst die Lokalpresse vor Ort beklagt seine Informationspolitik. Auch sie muss seinen wöchentlichen Podcast bei Youtube schauen, um zu erfahren, was der Landrat zu tun gedenkt. Anders als bei Interviews kann Sesselmann dort die Themen selbst setzen – ohne unangenehme Fragen der «Systemmedien».

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Tatsächlich ist es schwierig, ihm echte Versäumnisse in seiner bisherigen Zeit als Landrat nachzuweisen. So wollte er etwa mehr Asylbewerber zu gemeinnütziger Arbeit verpflichten. Daraus ist nichts geworden. Bei 80 Cent pro Stunde sei die Arbeitsmoral niedrig, habe er inzwischen erkennen müssen. «Wenn ich Integration wirklich fördern will, muss ich die Leute mit Bleibeberechtigung in den ersten Arbeitsmarkt bringen», sagt er jetzt. Das entlaste auch die öffentlichen Haushalte.

Das sind bemerkenswerte Worte von jemandem, der in seinem Wahlkampf versprochen hat, die Zahl der Abschiebungen zu erhöhen. Sesselmann ist in der Realität angekommen. Inzwischen weiss er auch, dass es für seine Bilanz nichts bringt, Asylmigranten auszuschaffen. Der Landkreis hat ein Flüchtlingssoll zu erfüllen, das ihm vom Land Thüringen zugewiesen wird. Für jeden Migranten, den er abgeschoben habe, sagt Sesselmann, komme ein neuer dazu. Das Problem werde erst geringer, wenn die bundesweite Zahl der Flüchtlinge sinke. Aber das bekämen die «Altparteien» nicht gelöst.

  • daw@feddit.org
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    1 day ago

    Penner; ist auch zu viel verlangt vorher nachzudenken bevor man Politik macht.

  • copacetic@discuss.tchncs.de
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    1 day ago

    Das mit dem Podcast finde ich allerdings gut muss ich zugeben. Wir brauchen die Presse nicht um solche Infos weiterzugeben. Es ersetzt natürlich keine ordentlichen Interviews, aber Interviews die nur als Sprachrohr dienen braucht es auch nicht.

    • Zwuzelmaus@feddit.org
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      1 day ago

      Das mit dem Podcast finde ich allerdings gut muss ich zugeben. Wir brauchen die Presse nicht um solche Infos weiterzugeben.

      Nein, ist nicht gut. Infos in Video verstecken ist immer schlecht:

      1. Es dauert viel zu lange beim Zuhören. Stiehlt jedem einzelnen Zuhörer die wertvolle Lebenszeit. Lesen geht um ein Vielfaches schneller, transportiert mehr Information pro Sekunde, also mehr “Bandbreite”.

      2. Gesprochene Sprache ist relativ ungenau. Hörfehler, Interpretationsfehler und Mißverständnisse werden gefördert. Text hat viel mehr Präzision und ermöglicht (wenn man das will) Klarheit in der Sache.

    • Lucy :3@feddit.org
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      1 day ago

      Interviews haben wenigstens Potential zur Wahrheit - Podcasts gar keinen. Und wir sind an dem Zeitfenster vorbei, in welchem Menschen, insbesondere jüngere, Podcasts/Selbstpublikationen kritischer hinterfragt haben, als Interviews.

      • kossa@feddit.org
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        1 day ago

        Then again ist es auch ewig her, dass ich mal ein bissiges Interview gesehen habe, in dem die richtigen Fragen gestellt werden und mal nachgebohrt wird, geschweige denn, dass der Interviewer mal gut vorbereitet wäre auf die typischen Sprechblasen des Interviewten.